Die stille Epidemie
Für uns Menschen sind soziale Kontakte wichtig. Wir brauchen den Austausch, die Nähe, die Gespräche, gemeinsame Aufgaben und Erfolge. Die Zugehörigkeit zu anderen Menschen ist als Grundbedürfnis in uns angelegt. Es hat uns das Überleben in schwierigen Zeiten gesichert.
Doch heutzutage hat sich das Leben (zumindest hier in der ersten Welt) gewandelt. Wo es früher noch ums Überleben ging, geht es nun mehr um Individualismus, persönlichen Erfolg und Leistung. Wir sind zwar noch immer von Menschen umgeben, doch viele Grundbedürnisse lassen sich inzwischen mit Geld befriedigen.
Der Mensch ist dabei nicht mehr so wichtig.
Still und leise hat sich eine Epidemie in der ersten Welt entwickelt.
Einsamkeit.
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30% der Befragten gaben an, einsam zu sein
Einsamkeit betrifft inzwischen einen Drittel der Menschen in allen Schichten und Altersklassen.
Oftmals wirst du es den Leuten nicht ansehen, denn sie ziehen sich zurück. Einsame Menschen fallen da draussen nicht auf. Weil sie sich vielleicht wertlos und nicht zugehörig fühlen, bleiben sie eher allein. Tagsüber im Büro, abends zu Hause, wo der Fernseher zum besten Freund geworden ist.
Während das Allein-Sein gewählt sein kann, besteht in der Einsamkeit eine Diskrepanz zwischen gewünschten und vorhanden sozialen Kontakten. Dabei geht es nicht nur um die Anzahl, sondern auch um die Qualität der Kontakte. Wer noch nie an einem Anlass war, bei dem er sich zwischen all den Menschen komplett verloren fühlte, möge sich bitte melden.
Junge Menschen sind überdurchschnittlich betroffen
Inzwischen ist bekannt, dass es nicht nur ältere Menschen sind, die unter Einsamkeit leiden. Das Phänomen betrifft alle Bevölkerungsschichten und alle Altersklassen. Ganz vorne mit dabei sind junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren. Hier berichten 50%, sich manchmal, regelmässig oder immer einsam zu fühlen. Die Generation, die internetaffin und mit der modernen Technik aufgewachsen ist, leidet also statistisch gesehen am häufigsten unter Einsamkeit. Gute soziale Kontakte sind wohl doch mehr, als ein paar Likes unter dem neusten FB-Post oder 300k Follower auf Insta.
Einsamkeit kann krank machen
Längerfristig kann Einsamkeit körperlich und seelisch krank machen. Nicht nur Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen sind ein Thema. Auch ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall oder Demenz kann mit Einsamkeit und Isolation in Zusammenhang gebracht werden.
Trau dich!
Gerade wenn du in so einer Situation bist, kann es sehr viel Mut brauchen, wieder auf Menschen zuzugehen.
Dazu möchte ich dir mitgeben: Jeder Mensch ist einzigartig und versucht sein Leben so gut er es kann, zu leben. Vergleiche dich nicht dauernd mit all den anderen da draussen, die scheinbar alles besser können. Hinter einem perfekten Urlaubsbild kann ein Mensch stehen, der sich genauso fühlt wie du.
Deshalb gibt es hier ein paar Ideen für die ersten Schritte.
Raus aus der Einsamkeit, rein ins Leben!
1. Geh Tanzen
Beim Tanzen treffen sich die unterschiedlichsten Menschen und es gibt eine riesige Anzahl an Angeboten für jeden Geschmack. Sollte dir der klassische Paartanz nicht zusagen, findest du heutzutage auch reihenweise freie Tanz-Events, wo die Menschen eher für sich tanzen und trotzdem miteinander in Kontakt gehen können. Positiver Nebeneffekt: du tust etwas für deine Fitness.
2. Schaffe dir einen Hund an:
Gerade beim täglichen Spaziergang ist es einfach, andere Hundebesitzer*innen zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ausserdem kann ein Hund ein treuer Begleiter und Freund in deinem Leben werden. Aber bitte, informiere dich vorher, was ein Hund braucht, um glücklich und gesund bei dir leben zu können.
Auch andere Haustiere können eine Option sein. Sollte es dir nicht möglich sein, ein Haustier anzuschaffen, gibt es unter Umständen die Möglichkeit, freiwillig in einem Tierheim, Gnadenhof, Zoo oder ähnlichem mitzuhelfen.
3. Mache eine Weiterbildung
Mit 65 noch einmal studieren? Ich werde dich sowas von feiern! Aus- und Weiterbildungen kannst du frei nach deinem Interesse wählen und dort andere Menschen kennen lernen, die zumindest in diesem Bereich offensichtlich ähnliche Interessen haben wie du. Du kommst raus, machst etwas für deine grauen Zellen und lernst Leute kennen. Dafür ist es nie zu spät.
4. Tritt einem Verein bei
Vereine gibt es wie Sand am Meer und ich bin sicher, es ist für jeden Menschen etwas dabei. Egal ob Fussball, Schach, Ornithologie oder Motorrad. Auch hier treffen sich Gleichgesinnte, die gemeinsam etwas erreichen oder Spass haben wollen. Viele Vereine sind gemeinnützig und du unterstützt mit deiner Mitarbeit andere Menschen.
5. Treibe Sport
Wenn du hier an einsames Joggen im Wald oder Pumpen im Studio denkst, ok. Kann man machen, fördert aber keine sozialen Kontakte. Es gibt hingegen Angebote für jedes Alter und jedes Fitnesslevel, die in der Gruppe durchgeführt werden. Zu erwähnen wären beispielsweise Yoga, Pilates, Joggen, Rudern oder klassischer Mannschaftssport. Eine gute Gelegenheit, die eigene Fitness zu fördern und Menschen zu treffen.
6. Lade deine Nachbarn zu Kaffee und Kuchen ein
Weisst du, wer neben oder unter dir wohnt, wem das Haus auf der anderen Strassenseite gehört? Schaffe Gelegenheiten, deine Nachbarn kennen zu lernen. Wenn du sie nicht magst, kannst du es ja dann auch wieder bleiben lassen. Aber wer weiss, vielleicht leben die coolsten Leute direkt vor deiner Nase.
7. Nimm an einer Gruppenreise teil
Du reist gerne aber hast keinen Bock auf Ferien allein? Dann sind vielleicht Gruppenreisen eine Variante für dich. Von Safari über Städtetrip bis Segeltörn ist alles dabei. Je nach Reise bist du allerdings mit den Menschen eine längere Zeit sehr nah zusammen. Für Leute, die damit Mühe haben, kann eine solche Reise durchaus eine Herausforderung sein. Da lohnt es sich möglicherweise, das im kleinen Stil auszuprobieren, bevor du mit 8 anderen Menschen 2 Wochen auf einem kleinen Segelboot lebst.
8. Nutze Online-Plattformen, um Menschen kennen zu lernen
Es gibt mehr als nur Online-Dating. Auf solchen Seiten und Apps findest du auch Interessierte für sonstige gemeinsame Unternehmung. Sei dir dabei bewusst, dass es im Online-Bereich Fake-Profile gibt, die versuchen, an deine Kohle zu kommen. Ok, gewisse Dating-Plattformen machen das auch, aber da kriegst du wenigstens etwas dafür. Solltest du Menschen treffen, die du online kennen gelernt hast, lohnt es sich, ein paar Sicherheitsstandards einzuhalten. Zum Beispiel, dass ihr euch an einem öffentlichen Ort trefft oder du einen Menschen informierst und dich zu abgesprochenen Zeiten bei ihm meldest. Safety first!
9. Dein, mein, unser Hobby!
Die meisten Menschen haben ein Hobby. Es kann Sport, Fotografie, Gartenarbeit, Kochen und so vieles mehr sein. Viele Hobbies lassen sich auch mit anderen Menschen geniessen, du hast also Spass und bist dabei mit Leuten unterwegs.
10. Besuche andere einsame Menschen
Ich habe 13 Jahre in Krankenhäusern gearbeitet, in der Ausbildung auch in Heimen und es ist traurig, wie viele Menschen es gibt, die keinen Besuch bekommen. Viele Institutionen sind froh über Freiwillige, die bereit sind, etwas Zeit aufzubringen, um einen einsamen Menschen zu besuchen, mit ihm Kaffee zu trinken oder spazieren zu gehen. Anlaufstellen sind beispielsweise Spitäler, Heime oder das rote Kreuz, das einen Besuchs- und Begleitdienst für einsame Menschen betreibt.
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Beliebige Erweiterung der Liste....
Nun hoffe ich, dass ich dir ein paar Ideen geben konnte.
Doch was mir viel wichtiger ist, dass ich es dir mitgeben kann:
Du bist mit diesem Thema nicht allein und es gibt Möglichkeiten, etwas daran zu verändern.
Egal wie klein der erste Schritt ausfällt, er ist ein Anfang.
Liebe Grüsse: Andrea
Quellen und weiterführende Links:
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